1923 Schönbach b. Asch, Tschechien - 2003 Übersee, Landkreis Traunstein

Der Magier von Neuwies

"Eine fundierte Zeichenkunst, ein Wissen um die Form, ein bestechendes Beherrschen malerischer Valeurs ... alles Voraussetzungen, die heute selten geworden sind" - urteilte Anton Sailer über den Maler Walter Lederer.

1946 gab es keine Rückkehr in die Heimat. Er folgte seinem Lehrer an der Münchner Akademie, Prof. Willi Geiger, nach Neuwies - Übersee am Chiemsee. Seit Generationen ist das ein Terrain bedeutender Maler. Es ist ein noch stiller Winkel, in dem er an seinem Weltbild in Metaphern malt. Wiederkehrend die Kreatur, Gestalten der Schöpfung, der Vogel als Leitbild, einsamer Flieger über kahlem Land. In magischen Farben bringt er seine Vorstellung von Sein und Vergehen ein, sich nie mit der Oberfläche begnügend. Es sind Urweltbilder eines Visionärs, der apokalyptisches Ahnen mitzuteilen vermag, als müßte er warnen. Der Mensch erscheint, wie in der Erdgeschichte, am Rande, als Paar oder mittelbar als Zerstörer, im Rückblick auf eigenes Kriegserlebnis. Solche, bei aller Abstraktion noch immer erfahrbaren Motive wecken Aufmerksamkeit. Letzten Endes ist es aber seine Fähigkeit des Erlebens, seine malerische Kultur sowie die mystische Art dieses Magiers, die dem Betrachter die Bilder erschließen.

(Hans Heyn, Walter Lederer, Bilder aus fünf Jahrzehnten, 1948-1998, Druckerei Werr, Vachendorf 1998, S. 3).