Michael Mathias Kiefer
1902 München - 1980 Feldwies a. Chiemsee

Verkaufsausstellung 
Torhalle Frauenchiemsee
17. Mai - Oktober 2025
Täglich 12:15 - 17:00 Uhr

Von Gran Chaco nach Feldwies

„Unter Verhältnissen, die manchem anderen die Spannkraft genommen hätten zu künstlerischer Arbeit, hat er in der Wildnis seine Staffelei aufgestellt und gemalt. Und gut und richtig hat er gemalt!“, schrieb einst Prof. Hans Krieg (1880-1970), Direktor der Zoologischen Staatssammlung München, über den jungen Michael Kiefer, der ihn an seinen ersten beiden großen Expeditionen in die damals noch unerschlossene Gran-Chaco-Ebene in Südamerika begleitete. „Mit Sehnsucht denke ich an die herrliche Zeit“, hielt Kiefer rückblickend an Südamerika fest: lange Ritte in der von Menschenhand unberührten Landschaft, vereinzelte Indianerstämme, eine unglaubliche Artenvielfalt und unzählige Mosquitos. Während er bei der ersten Expedition 1925 bis 1927 in erster Linie noch als Tierpräparator beteiligt war, ist er in der zweiten Expedition 1931/32 bereits als Kunstmaler und Kameramann aufgeführt. Damit war er seinem großen Wunsch, Tiermaler zu werden, der sich schon in früher Kindheit manifestierte, ein großes Stück nähergekommen. Sein Vater hatte sich zunächst gegen dieses Berufsfeld ausgesprochen. Daher nahm Kiefer nach dem Abitur eine Ausbildung zum Tierpräparator am Zoologischen Institut auf und verbrachte gleichzeitig nahezu jede freie Minute zeichnend im Tierpark Hellabrunn. Im Anschluss an die erste Expedition, die in ganz Deutschland als großer Erfolg gefeiert wurde, begann er schließlich sein Studium an der Akademie der Bildenden Künste in München unter Angelo Jank.

„Abseits des großen Haufens fühle ich mich wohl, in meiner stillen Werkstatt und draußen beim Wild, dessen vollendet schöne Harmonie in Form und Farbe das Geheimnis der großen Schöpfung so wunderbar offenbart.“ 
Michael Mathias Kiefer

Im Jahr 1934 heiratete Michael Kiefer die Münchnerin Berta Leitner und bezog mit ihr ein Wohnhaus mitsamt Atelier in Feldwies am Chiemsee. Dies avancierte zu einem idyllischen Rückzugsort, an dem der Tiermaler eigens weitläufige Gehege für Rehe, Füchse, Rebhühner, Hasen und Vögel errichtete. So hatte er seine Motive stets direkt um sich, auch wenn er mal nicht auf Streifzug durch die Natur oder später auf Reisen u.a. in Afrika oder Amerika zu finden war. Durch seine genaue Beobachtungsgabe und seine innige Verbundenheit zur Tierwelt vermochte er Darstellungen im „harmonischen Gleichklang mit der Schöpfung“ anzufertigen, die das Wesen der Tiere auf einfühlsame Weise zum Ausdruck brachte. Die Intensität und Spannung von Greifvögeln stehen so der Sanftmut und Friedfertigkeit von Hasen und Enten gegenüber. Kiefer erhielt zahlreiche Aufträge von zoologischen Institutionen, die ihn auch für längere Zeit in beratender Funktion in die USA führten. Darüber hinaus wurden seine Werke vielfach in Zeitschriften und Schulbüchern illustriert. Michael Mathias Kiefer starb im 1980 im Alter von 77 Jahren in Feldwies am Chiemsee.

Franz E. Gailer